Ausgesetzt

Ausgesetzt (Text von Eva-Maria Hartmann)

Haben wir uns schon einmal die Frage gestellt, was das heißt: „ausgesetzt sein“?

Wir kennen diese Redewendung aus unserem allgemeinen Sprachgebrauch, wenn es etwa heißt:

„Ich war den Bedingungen der Natur ausgesetzt“ oder „ich war der Laune meines Chefs, meines Partners, meines Vaters ausgesetzt“. Wir bezeichnen damit eine gewisse Hilflosigkeit. Man kann sich nicht wehren- man wird überwältigt von einer Macht bzw. Kraft, gegen die man keine Chance hat. Unsere menschliche Schwäche wird in diesem Ausgesetzt-Sein offenbar.

Dennoch hat jeder von uns sich auch schon freiwillig bestimmten Dingen ausgesetzt. Nämlich immer dann, wenn uns eine zentrale Motivation wichtiger ist als aller Stolz- als alle Mühsal.

Urlauber setzen sich der Hitze aus, weil sie den Sommer-Urlaubstag aus vollen Zügen genießen möchten oder weil sie braungebrannt nach Hause kommen wollen. Bergsteiger setzen sich der harten körperlich Mühsal aus, um den Gipfel des Berges zu erklimmen, Sportler dem harten Training, um eine Medaille zu erringen, usw.

Wir nehmen unsere Hilflosigkeit und Schwäche in Kauf, setzen uns den Widrigkeiten aus, um gewisse Ziele zu erreichen.

Wann aber setzen wir uns freiwillig, umfassend und bedingungslos aus- ohne einen Zweck zu verfolgen? -Das geschieht nur in der Liebe.

In der Liebe zeige ich Blöße- ich geben mich zu erkennen so wie ich bin, weil ich weiß bzw. davon ausgehe, dass derjenige, der mich liebt, mich annimmt, wie ich bin- mit all meinen Schwächen. Ich verfolge dabei keinen Zweck- ich will nichts erreichen. Die Liebe umfasst mich mit all meinen Stärken und Schwächen. -Ich setze mich dem Parner aus und traue ihm zu, dass er dieses Geschenk erwidert, indem er sich mir ebenfalls offen und voraussetzungslos aussetzt. Jeder, der einmal in der Liebe enttäuscht wurde – sei es von einem Partner, einer Partnerin oder von der eigenen Mutter, dem Vater – oder den eigenen Kindern, der weiß, wie weh das tut. Wir werden dort getroffen, wo wir uns freiwillig ohne Schutz ausgesetzt haben. Hier sind wir am meisten verwundbar.

Bei Gott wissen wir: Er wird uns nicht enttäuschen. Wir können uns ihm bedingungslos aussetzen. Er wird uns in unserer Schwachheit – gerade in unserer Schwachheit annehmen- so wie wir sind!

Wir dürfen uns Gott anvertrauen.

Mehr noch: Er vertraut sich uns an! Er macht uns das unbegreifliche Geschenk durch seinen Sohn Jesus Christus- sich uns hinzugeben. Er liefert sich uns ganz und gar aus!

Freiwillig und bedingungslos macht er sich für uns schutzlos und schwach. So sehr liebt er uns!

Gott Du setzt Dich uns aus!

Welch unbegreifliches Geheimnis!

Darum lasst uns seine Größe preisen!

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